Nach seinem Ausstieg bei OnePlus im Jahr 2020 gründete Carl Pei ein neues Unternehmen – Nothing. Dieses in London ansässige Tech-Unternehmen erregte schnell weltweite Aufmerksamkeit mit seinem radikal transparenten Designansatz und einer minimalistischen Markenphilosophie. Nothing ist nicht nur ein Name – es ist ein Statement gegen Gleichförmigkeit in der Branche. Mit Geräten wie dem Nothing Phone (1), (2) und (3) positioniert sich das Unternehmen als eigenständige Alternative, die nicht über Spezifikationen konkurriert, sondern über Design, Identität und Nutzeransprache.
Carl Pei, Mitbegründer von OnePlus im Jahr 2013, war maßgeblich an der Erfolgsstory der Marke beteiligt. Doch 2020 verspürte er den Wunsch, etwas gänzlich Neues zu schaffen – kein weiteres Tech-Unternehmen, sondern eine Marke mit kultureller Tiefe und ästhetischem Anspruch. Aus dieser Idee entstand Nothing.
Anfang 2021 sammelte Pei über 15 Millionen US-Dollar ein, mit Investoren wie Tony Fadell (iPod-Erfinder) und Casey Neistat (YouTuber und Unternehmer). Das erste Produkt war nicht etwa ein Smartphone, sondern die kabellosen Ohrhörer Ear (1) mit transparentem Gehäuse. Sie sorgten für Aufsehen durch ihr auffälliges Design und ein attraktives Preis-Leistungs-Verhältnis.
Der Erfolg der Ear (1) definierte die Grundausrichtung. Pei hatte bewiesen, dass Design im Zentrum stehen kann – vorausgesetzt, die Produkte bieten ehrliche Kommunikation und klare Positionierung. Diese Strategie ebnete den Weg zu komplexeren Geräten wie Smartphones.
Nothing steht nicht nur für physische Transparenz – auch wenn die Geräte durchsichtige Elemente besitzen –, sondern auch für eine transparente Kommunikation und Markenführung. Anders als viele Wettbewerber orientiert sich das Unternehmen nicht an kurzfristigen Trends, sondern an klassischen Designprinzipien, inspiriert von Braun und frühen Apple-Produkten.
Diese Designsprache hebt die Marke klar vom Einheitslook anderer Smartphones ab. Das transparente Gehäuse symbolisiert Offenheit, während das minimalistische Betriebssystem (Nothing OS) das Hardwarekonzept konsequent ergänzt.
Transparenz zieht sich auch durch das Marketing: Carl Pei informiert die Community regelmäßig über Entwicklungsprozesse – in Form von Videos, AMA-Sessions und Blogbeiträgen. Das schafft Vertrauen und Nähe zur Marke.
Nach dem gelungenen Start mit den Ear (1) sorgte Nothing mit dem Nothing Phone (1) im Juli 2022 für Schlagzeilen. Mit der sogenannten Glyph-Oberfläche – LED-Streifen auf der Rückseite für Benachrichtigungen – und einer transparenten Rückseite setzte es neue Designmaßstäbe in der Android-Welt.
Das Nothing Phone (2) erschien 2023 und legte den Fokus auf Performance, Energieeffizienz und ein aufgeräumtes System. 2025 folgte das Phone (3) mit dem Snapdragon 8s Gen 3, erweiterten KI-Funktionen und einem Schwerpunkt auf Langlebigkeit und Support.
Parallel entwickelte Nothing seine Audioprodukte weiter: Ear (2), Ear (Stick) und Ear (3) kombinieren das ikonische Design mit verbesserter aktiver Geräuschunterdrückung, besserer Akkulaufzeit und gesteigerter Klangqualität. Jedes Gerät stärkt die visuelle Identität der Marke weiter.
Nothing OS basiert auf Android und wurde intern weiterentwickelt. Version 3.0, vorinstalliert auf dem Phone (3), bietet mehr Individualisierung, native Glyph-Steuerung und tiefere Google-Dienste-Integration.
Zusätzlich ermöglicht Nothing eine geräteübergreifende Verbindung: Audio-Wechsel zwischen Geräten, Synchronisation in der Cloud und automatische Backups helfen beim Aufbau eines leichten, offenen Ökosystems – als Gegenmodell zu Apples geschlossener Welt.
Der Fokus auf Reduktion, Nutzerzentrierung und Offenheit spricht besonders jene Nutzer an, die sich von überladenen Interfaces und Marketingfloskeln distanzieren.
Ein Großteil des Erfolgs von Nothing basiert auf innovativem Marketing. Carl Pei setzt bewusst auf Community-Aufbau und Mitgestaltung. Über Geräte-Teardowns, Early-Access-Programme und Umfragen integriert er die Nutzer aktiv in die Markenentwicklung.
Peis Erfahrung bei OnePlus ist klar spürbar. Statt klassischer Presseevents bevorzugt Nothing eine Storytelling-getriebene Kommunikation – über YouTube, Livestreams oder kreative Social-Media-Kampagnen. Kooperationen mit Künstlern und Designern verstärken zusätzlich die kulturelle Positionierung.
Bis 2025 ist Nothing in Europa und Asien breit aufgestellt – inklusive Kooperationen mit Mobilfunkanbietern. Gleichzeitig bleibt der Direktvertrieb über die eigene Website ein zentraler Vertriebsweg. Die Balance zwischen Zugänglichkeit und Exklusivität gelingt durch eine ehrliche Markenhaltung.
Im Jahr 2025 gehört Nothing zu den wenigen jungen Tech-Marken mit globaler Relevanz. Carl Pei bleibt CEO, und die Marke plant offenbar neue Produktkategorien – Wearables, Tablets und möglicherweise AR-Brillen.
Im Zentrum bleibt das Design: reduzierte, langlebige, transparente Technologie, die sich an realen Nutzerbedürfnissen orientiert. Nachhaltigkeit gewinnt an Bedeutung – modulare Bauweise und verlängerte Softwareunterstützung sind angekündigt.
Während Marktführer wie Apple und Samsung über Größe dominieren, setzt Nothing auf Agilität, Authentizität und Kultur. Das Unternehmen zeigt, dass ein Herausforderer auch mit Design und Menschlichkeit erfolgreich sein kann.